Papier kommuniziert intuitiv

Bewusster Einsatz von Papier in der Unternehmens-Kommunikation

Interview Dr. Matthias Bextermöller, geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Berichtsmanufaktur GmbH

Herr Dr. Bextermöller, Ihre Agentur ist spezialisiert auf Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte. Wie sehen Sie die Entwicklung beim Reporting?

Nachhaltigkeitsberichte sind stark nachgefragt. Wir stellen uns darauf ein, dass ihre Bedeutung vielleicht genauso wichtig wird wie die der Geschäftsberichte. Das Thema ist in den Vorstandsetagen angekommen, das war vor ein paar Jahren noch anders.

Wird der klassische Geschäftsbericht verdrängt?

Nein, der Geschäftsbericht wird immer wichtig bleiben. Aber es werden Inhalte vom Geschäftsbericht in den Nachhaltigkeitsbericht verschoben. Es geht dort zunehmend auch darum, das Unternehmen als Ganzes zu repräsentieren. Man nutzt den Bericht als Visitenkarte beim Kunden oder bei der Personalgewinnung während des ganzen Jahres.

Welche Rolle spielt das bei der Umsetzung?

Natürlich passiert viel im digitalen Bereich. Aber andererseits gewinnt der Druck wieder ganz stark an Bedeutung. Man möchte mit dem gedruckten Bericht, dass der andere erlebt, was das Unternehmen ausmacht. Und „erleben“ heißt, man nimmt es in die Hand, blättert es auf. Zudem drückt ein Printprodukt auch eine besondere Wertschätzung für den Bericht an sich aus und zeigt: Das ist mir als Unternehmen wichtig, deshalb habe ich mir Mühe gegeben.

Passen Nachhaltigkeitsberichte und Papier denn überhaupt zusammen?

Sicher. Wir sind analoge Menschen und wir kommunizieren deshalb auch analog. Natürlich wird der Druck heute immer diskutiert, wenn wir mit unseren Kunden über Nachhaltigkeitsberichte sprechen. Deshalb schauen wir automatisch auf die Umwelt, achten auf entsprechende Zertifizierungen wie den Blauen Engel. Die sind wichtig, auch für die Unternehmen in der Kommunikation nach außen.

Sehen Sie einen Mehrwert, Geschäftsberichte zu drucken?

Ich sehe einen ganz wichtigen Mehrwert. Beim Reporting geht es um ganz zentrale Botschaften. Einerseits muss ein Unternehmen Rechenschaft abgeben, andererseits will es sich gut präsentieren. Diese Botschaften sollte ich griffbereit haben. Bin ich irgendwo vor Ort, lege ich sie auf den Tisch, lasse sie dort. Das funktioniert nicht mit dem Computer. Die analogen Mittel der Kommunikation sind wichtig: Der Bericht ist mein analoger Stellvertreter, wenn ich wieder weg bin.

Digitalisierung ist der Megatrend unserer Gesellschaft. Warum also Papier?

Ich kommuniziere nicht allein mit Worten, sondern auch mit dem Haptischen. Papier funktioniert da intuitiv, genau wie es Bilder tun. Sobald wir über Haptik sprechen, geht es um Individualität. Wie fühlt sich etwas an: weich, hart, glänzend oder matt? Dadurch können sich Unternehmen in ihrer Kommunikation intuitiv unterscheiden. Ich bin überzeugt, durch Papier lassen sich gesellschaftliche Trends unterstreichen und Werte vermitteln. Empathie wird durch Erleben erzeugt. Darum geht es doch gerade auch bei der jüngeren Generation, die mit der Digitalisierung aufwächst: Man möchte die Dinge erleben. Deshalb sehe ich Papier als Mittel in der Kommunikation weiterhin für Unternehmen als sehr wichtig an.

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